Torpedos waren die Hauptbewaffnung der meisten U-Boot Typen. Fast alle U-Boote besassen mindestens ein Torpedorohr, oder bei Kleinst-U-Booten mindestens ein extern befestigter Torpedo. Ausnahmen waren Boote, welche dafür ausgelegt waren Seeminen zu platzieren, für welche sie ebenfalls die Torpedorohre benötigten und somit keine Torpedos mitführten.
Torpedos sind selbstangetriebene Unterwasserwaffen, welche mit Sprengstoff geladen ein Ziel aus weiter Entfernung ausschalten können. Gezündet wurden die Torpedos entweder durch Aufschlagzünder, welche an der Seite des Rumpfs aufschlagen oder durch Magnetzünder. Torpedos mit Magnetzünder wurden bewusst tiefer als der Tiefgang des Ziels gesteuert, damit sie erst zünden, sobald sie sich direkt unter dem Ziel befanden und somit den grössten Schaden anstellen konnten. Magnetzünder hatten auch den Vorteil, dass sie aus fast jedem Winkel zum Bug des Gegners abgefeuert werden konnten, im Gegensatz zu den Aufschlagzündern, welche möglichst nahe eines 90° Winkel einschlagen mussten, um die Detonation auszulösen.
Damit man einen Torpedo zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Winkel auf ein sich bewegendes Ziel abzufeuern konnte, wurden Torpedovorhaltrechner eingesetzt. Diese kleinen Computer berechneten auf Basis der Distanz zum Ziel, der Geschwindigkeit des Ziels und dem Winkel zum Bug, den passenden Winkel und Zeitpunkt, um den Torpedo abzufeuern, damit er auch das Ziel trifft. Ebenfalls konnten die Tiefe und bei manchen Modellen sogar die Geschwindigkeit der Torpedos eingestellt werden. Der Torpedovorhaltrechner war auch direkt mit dem Angriffsseerohr sowie den Torpedos gekoppelt. Das bedeutete, dass der Bediener des Angriffsseerohrs nur die Daten in den Rechner eingeben musste, das Fadenkreuz auf den richtigen Winkel drehen musste und dann warten konnte, bis sich das Ziel in das Fadenkreuz bewegt hatte, um den Torpedo abzufeuern. Leider war dies keine Garantie, dass der Torpedo auch trifft. In der Hitze eines Angriffs konnten die Daten für den Rechner meist nur geschätzt oder ungenau gemessen werden, was je nach Erfahrung der Mannschaft die Chancen auf einen Treffer verkleinern oder erhöhen konnten. Auch Ausweichmanöver der Ziele, wie Zick-Zack fahren oder abrupte Geschwindigkeitsänderungen, konnten das genaue berechnen einer Torpedoangriffslösung erschweren. Aber auch wenn alle Berechnungen und Messungen stimmen würden, war die Chance da, dass ein Torpedo zu früh oder sogar gar nicht zündet. Gerade am Anfang des Krieges gab es viele Fehlzündungen. Es wird vermutet, dass Sabotage eine grosse Rolle dabei gespielt haben muss.
Der wichtigste Torpedotyp, welcher von den Deutschen im zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde, war der G7. Er wurde in der Zwischenkriegszeit noch unter der Reichsmarine entwickelt. Es wurden verschiedenste Bauformen des G7 entwickelt, welche verschiedene Vor- und Nachteile hatten. Die Bezeichnung G7 entsprach dem gültigen Nomenklatursystem der Kriegsmarine für Torpedos. Das G steht hier für das Kaliber von 533mm und die 7 für die Länge des Torpedos, welche sieben Meter war. Mit Kleinbuchstaben wurden dann weitere Eigenschaften beschrieben.
G7a (T I)

Der G7a, auch unter dem Namen «T I» bekannt, ist das erste Modell der G7 Torpedo-Reihe. Der G7a war vor allem durch seinen Antrieb geprägt. Dieser wurde nämlich durch einen Dampfgasantrieb betrieben, wofür auch das kleine «a» im Namen steht. Dieser Antriebstyp hatte seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil war es, dass der Torpedo mit bis zu 44 kn ungeheuer schnell war und somit auch schnelle Ziele praktisch angreifen konnte. Aber man konnte den Torpedo auch langsamer einsetzen. Neben 44 kn mit einer Reichweite von 6000 m konnte er auch mit 40 kn und einer Reichweite von 8000 m, aber auch mit 30 kn und einer Reichweite von 14000 m betrieben werden. Gerade letztere Einstellung konnte dazu eingesetzt werden, um Ziele aus einer grossen Distanz zu vernichten, damit der Gegner schwerer einschätzen konnte, von wo der Torpedo abgefeuert wurde. Der grosse Nachteil von Dampfgas betriebenen Torpedos war jedoch, dass sie eine gut sichtbare Blasenspur auf der Oberfläche hinterliessen, welcher vom Gegner gesehen werden konnte. Wenn die Blasenspur gesichtet wurde, konnte ein Ausweichmanöver versucht werden, und die Kriegsschiffe konnten sehen, aus welcher Richtung der Torpedo abgefeuert wurde. Aufgrund dieses grossen Nachteils wurden die Torpedos vom Typ G7a auf U-Booten meist nur als Reservetorpedos mitgenommen, bevor sie gegen Ende des Krieges meist gar nicht mehr eingesetzt wurden. Es wurden im Verlaufe des Krieges auch noch FAT und LUT Varianten des G7a entwickelt, um den Angriff auf einen feindlichen Konvoi dank der Flächen-Absuch-Funktion zu erleichtern.
Bereits im Sommer des Jahres 1934, also kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, wurden erste Schiesstests mit den neuen G7a Torpedos durchgeführt, welche allesamt sehr erfolgreich waren. Diese Torpedos wurden aber noch nicht in Serie hergestellt was über Probleme, die die Torpedos zu Kriegsbeginn haben werden, hinwegtäuschte. Das Problem lag nämlich in der Serienproduktion der G7 Torpedos. In Serie produzierte Torpedos hatten zu Kriegsbeginn grosse Probleme mit der Tiefensteuerung sowie den Aufschlag- und Magnetzündern. Ein zu hoher Luftdruck im inneren der Torpedos sorgte dafür, dass die Tiefensteuerung eine Abweichung von bis zu 3m hatte und die Torpedos somit oft zu tief gesteuert wurden und das Ziel verfehlten. Das Problem lag vor allem darin, dass die Torpedos nicht luftdicht waren. Durch das Ausstossen von Druckluft ins Bootsinnere bei Tauchfahrten, stieg der Druck im Torpedoinneren an, was die Tiefensteuerung beeinflusste. Das Problem mit den Magnetzündern war vor allem, dass der empfindliche Relais des Zündmechanismus sich durch die Antriebsvibrationen des Torpedos bewegte und eine frühzeitige Zündung auslöste. Dazu kam noch, dass die natürlichen Unregelmäßigkeiten des Erdmagnetfeldes in den nördlicheren Breitengraden ebenfalls den Magnetzünder stören konnten. Die Aufschlagzünder wiederum hatten das Problem, dass sie bei Einschlagwinkeln, die kleiner als 50° waren, oft verklemmten und somit eine Detonation verhinderten.
All diese Probleme, die vor allem durch die Serienfertigung der G7 Torpedos zu Stande kamen, führten dazu, dass vor allem im Jahr 1940 und während der «Unternehmung Weserübung» viele Torpedos versagten, was zur sogenannten Torpedokriese führte, bei der viele Angriffe von U-Booten auf feindliche Ziele scheiterten.
G7e (T II / T III)
Der G7e, auch «T II» und später «T III» genannt, war eine direkte Weiterentwicklung des G7a Torpedos. Der grösste Unterschied zwischen den beiden Modellen war der Antrieb. Das kleine «e» im Nahmen steht nämlich für Elektroantrieb. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, wurde der G7e Torpedo nicht durch Dampfgas, sondern mit einem achtpoligen Gleichstrommotor angetrieben. Dies hatte viele Vorteile gegenüber dem G7a, welche dazu führten, dass der G7e zum Standardtorpedo der Kriegsmarine während des zweiten Weltkriegs wurde. Der grösste und offensichtlichste Vorteil war es, dass der Torpedo mit seinem Elektroantrieb im Gegensatz zu einem Dampfgasantrieb keine Blasenspur hinter sich her zog, was dazu führte, dass man den Torpedo nun nicht mehr von weitem an der Oberfläche entdecken konnte. Damit war es für den Gegner viel schwieriger zu bestimmen, von wo der Torpedo herkam. Es war nun ebenfalls schwieriger den Torpedo durch passive Sonars zu entdecken, da der Elektroantrieb der G7e Torpedos viel leiser war als der Dampfgasantrieb eines G7a Torpedos.
Natürlich hatte ein Elektroantrieb auch Nachteile gegenüber eines Dampfgasantriebs. Der G7e konnte nur auf einer Geschwindigkeitseinstellung von 30 kn operieren. Dies ist gleich schnell wie die langsamste Einstellung des G7a. Aber auch die maximale Reichweite des G7e war deutlich kleiner als die vom G7a. Der G7e hatte eine maximale Reichweite von 5000 m, bevor ihm der Strom ausging. Ebenfalls ein Nachteil war es, dass man die Torpedos vor einem Schuss erstmal auf eine Temperatur von 30°C aufheizen musste, damit die Batterie und der Elektroantrieb so effizient wie möglich arbeiten konnten. Ein nicht aufgeheizter Torpedo hatte lediglich eine Reichweite von ungefähr 3000 m und eine Maximalgeschwindigkeit von 28 kn.
Die Weiterentwicklung des T II war der T III Torpedo, welcher ebenfalls G7e genannt wurde. Er war grundsätzlich baugleich zum T II mit dem grossen Unterschied, dass in ihm eine neuere, bessere und zuverlässigere Batterie verbaut wurde.
Vom T III Torpedo gab es später auch viele Untertypen mit kleinen Veränderungen für verschiedenste Einsatzmöglichkeiten. Der T IIIa verfügte über zwei zusätzliche Batteriezellen, welche die Reichweite des Torpedos auf 7500 m erhöhten. Der T IIIb und T IIIc waren leichtere Versionen, welche an Kleinst-U-Booten angebracht wurden. Der T IIId, auch «Dackel» genannt, war eine auf 11m verlängerte Version des Torpedos, welcher mit 9kn Fahrt auf bis zu 57km funktionierte. Der T IIIe war ebenfalls eine Leichtversion für Kleinst-U-Boote, welcher zwar nur 20 kn schnell war, aber mit 7500 m eine deutlich höhere Reichweite hatte.

Im späteren Kriegsverlauf wurden ebenfalls FAT und LUT Varianten des T III entwickelt, die es erleichtern sollten einen Konvoi anzugreifen, da sie eine ganze Fläche nach Zielen absuchen konnten und somit eine höhere Chance hatten, ein Ziel zu treffen.
Aber auch der G7e Torpedo litt zu Kriegsbeginn und vor allem im Jahr 1940 während der «Unternehmung Weserübung» unter denselben Problemen wie der G7a. Nämlich unter Fehlzündungen und zu tief laufende Torpedos.
G7es (T V) „Zaunkönig“
Der G7es, auch «T V» oder «Zaunkönig» genannt, war der erste einsatzfähige, akustisch eigengelenkter Torpedo der Kriegsmarine. Das kleine «e» steht hier für den Elektroantrieb und das kleine «s» für Sonar. Der Torpedo wurde speziell als Waffe gegen Zerstörer und andere Kriegsschiffe, welche die U-Boote jagten, entworfen. Der G7es hatte im Vergleich zu seinen Vorgängern, dem G7a und dem G7e, eine eher langsame Geschwindigkeit von 24.5 kn, hatte dafür eine Reichweite von 5700 m. Die Eigenlenkung funktionierte mit zwei Horchempfängern, die an der Spitze des Torpedos befestigt waren und nach einer Sperrstrecke von 400 m, in der der Torpedo noch nicht scharf war, die Umgebung nach Geräuschen absuchten. Sobald der Torpedo ein lautes Geräusch wahrgenommen hatte, lenkte er in die Richtung der Lärmquelle und verfolgte so sein Ziel. Der Torpedo hatte aber die Tendenz, wegen der noch eher ungenauen Eigenlenkung hinter dem Ziel zu detonieren, was die Detonationen weniger effektiv machte und manchmal einen fatalen Treffer verhinderte.
Die Technik von akustisch gelenkten Torpedos war am Anfang noch nicht so gut erprobt, was zu mehreren Problemen führte. Nach dem mindestens ein U-Boot, nämlich U972, von seinem eigenen Torpedo versenkt worden war, gab es neue Dienstvorschriften, wie ein G7es Torpedo abgefeuert werden musste. Nach dem Abschuss eines Zaunkönigs aus den Bugtorpedorohren musste das Boot so schnell wie möglich auf eine Tiefe von 60 m tauchen, damit der Torpedo nicht auf die Schraubengeräusche des eigenen Boots einlenkt. Nach einem Schuss aus einem Hecktorpedorohr musste absolute Ruhe im Boot herrschen, damit die Horchsensoren des Torpedos nicht das eigene Boot wahrnehmen.
Alsbald die Alliierten von der neuen Technik der Deutschen erfuhren, entwickelten sie auch schon Gegenmassnahmen gegen die G7es Torpedos. Die Alliierten setzten schon bald das Gegenmittel namens «Foxer» ein. Foxer war ein Schlepptäuschkörper, welcher hinter einem Schiff hergezogen wurde und laute Geräusche erzeugte, welche dazu führen sollten, dass der G7es den Täuschkörper und nicht das Schiff anvisierte. Foxer war sehr effektiv, weshalb er von U-Boot Besatzungen meist nur als «verdammte Radattelbojen» bezeichnet wurde. Auch abrupte Änderungen der Schraubendrehzahl des Ziels konnten dazu führen, dass der Torpedo die Spur verliert. Aber auch Foxer hatte seine Nachteile, da das Aussetzen und Einholen des Täuschkörpers sehr zeitaufwendig wahr, und das Schiff beim Benutzen von Foxer nur noch mit maximal 14 kn fahren konnte und somit allgemein viel weniger manövrierfähig war. Auch machten die lauten Geräusche von Foxer die U-Boote schon aus weiter Entfernung auf einen Geleitzug aufmerksam und die Sonaranlagen der Kriegsschiffe waren wegen dem Geräuschpegel während der Dauer des Einsatzes von Foxer unbrauchbar.
Spätere Weiterentwicklungen waren der T Va und der T Vb, welche die Geschwindigkeit zugunsten der Reichweite drosselten. Der Torpedo konnte nun zwar nur noch 21.5 kn fahren, hatte dafür eine Reichweite von bis zu 8000 m. Die grösste Weiterentwicklung war aber der T XI Torpedo, auch «Zaunkönig II» genannt. Der T XI war dem T V sehr ähnlich, wurde aber in den meisten Aspekten verbessert. Neben einem geänderten Geradeaus- und Tiefenapparat konnte nun die Sperrstrecke, in welcher der Torpedo noch nicht scharf war und auch nicht nach Zielen suchte, eingestellt werden, womit es deutlich sicherer war den Torpedo aus seinem Boot zu feuern. Der T XI wurde vor allem für die U-Boote des Typs XXI entwickelt, welche keine Hecktorpedorohre besassen und auch allgemein leisere E-Maschinen hatten, was dazu führte, dass es keine Fälle von Eigentreffern mit akustisch gelenkten Torpedos mehr gab. Der T XI war auch nicht mehr so anfällig gegen Foxer. Obwohl die Versuche mit dem Zaunkönig II vielversprechend waren, kam er schlussendlich nie an der Front zum Einsatz, da der Krieg endete, bevor man ihn einsetzen konnte.
Artikelspezifische Quellen:
The Torpedoes – Technical pages – German U-boats of WWII – Kriegsmarine – Uboat.net. (o. D.). https://uboat.net/technical/torpedoes.htm
Buchaly, T. (2004, 26. Juni). DSUB Minentorp. https://www.ww2technik.de/dsub_minentorp.htm
Deutsche U-Boote 1935 – 1945. 1999 – 2020 by Markus Hofmann. http://www.u-boote-online.de/typen/typ_vii_allg.html

