Auf den grösseren U-Boot Typen I, VII, IX und X wurden auf dem Vorderdeck Deckgeschütze installiert, die als Sekundärwaffe für die Boote dienten. Als Geschütze kamen bei jenen Typen Utof’s (kurz für U-Boot und Torpedoboot-Flugabwehr-Kanonen) zum Einsatz. Anders als es der Name aber sagt, waren die Deckgeschütze für Flugabwehr nicht brauchbar, da diese nicht höher als 30° zielen konnten, sondern wurden als Waffe gegen Handelsschiffe eingesetzt. Es gab nur einen einzigen Fall, nämlich bei U242, bei dem es einem U-Boot gelang, mit seinem Deckgeschütz ein feindliches Flugzeug aus der Luft abzuschiessen.
Zum Einsatz als Deckgeschütz für den Typen VII kam eine 8.8-cm-Schnelladekanone C/35 U in Lafette C/35 U, welche auf dem Vorderdeck des Bootes installiert wurde. Diese leichten Geschütze wurden speziell für den Einsatz auf U-Booten angepasst und benutzten sogenannte Nasslafetten. Sie verschossen 12 – 14 kg schwere Geschosse mit 9 kg schweren Projektilen, von denen sie 250 an Bord lagern konnten. Für die Typen I, IX und X, welche alle ein grösseres Vorderdeck besassen als der Typ VII, kamen als Deckgeschütz 10.5-cm-Schnelladekanonen C/32 U in Lafette C/32 U zum Einsatz. Diese konnten deutlich schwerere Geschosse verschiessen und somit auch grösseren Schaden an den feindlichen Handelsschiffen anrichten. Jedoch konnten die U-Boote nur 110 Schuss an Bord lagern, mit Ausnahme der späteren Boote vom Typ IX D2, welche bis zu 150 Schuss auf Feindfahrt mitnehmen konnten. Auch für die 10.5-cm Deckgeschütze wurden spezielle Nasslafetten für den Gebrauch auf U-Booten entwickelt. Für beide Kaliber hatten die U-Boote drei verschiedene Munitionstypen an Bord. Leuchtgeschosse, um in der Dunkelheit Leuchtkugeln verschiessen zu können, Explosivgeschosse, welche grossen Schaden anrichten konnten und panzerbrechende Geschosse, um den Rumpf des Ziels unterhalb der Wasserlinie zu penetrieren. Es gab auch noch Pläne für einen U-Boot Typen XI, welche aber nie umgesetzt wurden. Dieser Typ wurde als sogenannter U-Kreuzer konzipiert. Diese Boote sollten über vier 12.7-cm in zwei Doppeltürmen verfügen, welche sie für Überwasserangriffe gefährlich machen sollten.
Um ein Deckgeschütz einzusetzen, musste das U-Boot vollständig aufgetaucht sein. Aus diesem Grund wurde das Deckgeschütz auch nicht eingesetzt, wenn vermutet wurde, dass sich feindliche Flugzeuge in der Gegend befinden könnten. Das Deckgeschütz wurde im Normalfall von drei bis fünf Matrosen unter dem Kommando des II WO bedient. Hinter dem Deckgeschütz benötigte man eine Reihe an Männern, welche die Geschosse vom Hauptmunitionsbunker unter der Zentrale hoch zum Geschütz beförderten. Es gab unter dem Vorderdeck auch einen kleinen wasserdichten Munitionsbunker welcher ermöglichte, dass das Geschütz sofort mit dem Schiessen beginnen konnte, sobald es in Stellung gebracht wurde, ohne dass man auf die Munition von der Zentrale warten musste. Eine gut geübte und koordinierte Mannschaft konnte somit 15 bis 18 Schuss pro Minute abfeuern, woher auch der Name Schnellfeuerkanone kommt. Die Deckgeschütze wurden dann vor allem eingesetzt um beschädigte Schiffe, sei es von eigenen Torpedos oder anderen Schäden, endgültig zu versenken oder um kleinere Schiffe anzugreifen. Gegen Kriegsschiffe, welche sich selbst wehren konnten, waren Deckgeschütze aber nicht effektiv.

Das Deckgeschütz hatte auch seine Nachteile. Wenn der Mündungsschutz, welcher angebracht wurde um während einer Tauchfahrt den Lauf nicht zu beschädigen, nicht vor dem Schiessen abgenommen wurde, was mehrere Male vorgekommen ist, konnte der der Lauf des Geschützes detonieren, was zu einer Explosion auf dem Vorderdeck führte, welche das Boot beschädigte, aber auch mehrere Matrosen verletzte oder sogar tötete.
Im Verlaufe des Krieges konnten die Deckgeschütze aber immer seltener eingesetzt werden. Dies lag vor allem daran, dass die Luftraumabdeckung der Alliierten über dem Atlantik immer grösser wurde, was die U-Boote daran hinderte die Deckgeschütze einzusetzen, da das Risiko zu gross wurde während eines Überwasserangriffs von einem Flugzeug entdeckt zu werden. Aber mit den Jahren begannen die Alliierten auch Geschütze auf ihre Handelsschiffe zu montieren, womit sie sich nun gegen U-Boote Überwasser wehren konnten. Auch wurde hiermit das Risiko zu gross, einen Überwasser-Deckgeschütz-Angriff zu wagen. Dazu kam noch, dass sich ein Deckgeschütz wegen den schlechten hydrodynamischen Einflüssen, negativ auf die Unterwasser-Geschwindigkeit und Batterieeffizienz auswirkte. All diese Gründe führten dazu, dass gegen Ende des Krieges, im Jahr 1943, bei fast allen U-Booten die Deckgeschütze demontiert wurden, um Gewicht zu sparen und die Unterwasserfahrt effizienter zu machen. Neue Boots-Typen, wie z.B. der Typ XXI wurden gar nicht erst mit einem Deckgeschütz designt. Es gab nur wenige Ausnahmen von Booten, die nach 1943 noch Deckgeschütze besassen. Dies waren zum einten vereinzelte Typ IX D2 Monsun-Boote, welche im indischen Ozean im Einsatz waren und zum anderen einzelne Boote, welche gegen Kriegsende in der Ostsee gegen russische Kriegsschiffe eingesetzt wurden.
Artikelspezifische Quellen:
U-Boat Deck Guns – Technical pages – German U-boats of WWII – Kriegsmarine – Uboat.net. (o. D.). https://uboat.net/technical/guns.htm
Lexikon der Wehrmacht – U-Boot-Typ XI. (o. D.). https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/UTyp11.htm
DiGiulian, T. (2023, 19. Juni). Germany 10.5 cm/45 (4.1″) SK C/32 – NAVWeaps. http://www.navweaps.com/Weapons/WNGER_41-45_skc32.php
DiGiulian, T. (2019, 17. März). Germany 8.8 cm/45 (3.46″) SK C/30 and KM41 – NAVWeaps. http://www.navweaps.com/Weapons/WNGER_88mm-45_skc30.php

