Ein Funkmessortungsgerät, wir kennen es heute vor allem unter dem Namen Radar, war eine Technologie, die im zweiten Weltkrieg zum ersten Mal auf See eingesetzt wurde. Funkmessortungsgeräte werden auch oft mit FuMO abgekürzt. FuMO’s funktionieren, indem sie elektromagnetische Wellen als Primärsignal senden, die an anderen Objekten, wie zum Beispiel Schiffen oder Flugzeugen, abprallen und zurück in Richtung des Senders als Sekundärsignal geworfen werden. Das Sekundärsignal wird wieder gemessen. Durch die Richtung, aus der es empfangen wird und dem Zeitabstand zwischen Senden des Primärsignals und empfangen des Sekundärsignals, lassen sich die Richtung und Entfernung eines Objektes berechnen.
Es funktioniert also praktisch wie ein aktives Sonar mit dem Unterschied, dass es nicht Schallwellen, sondern elektromagnetische Wellen sendet. Dies bringt einige Vorteile mit sich. Zum einen sind elektromagnetische Wellen viel schneller als Schallwellen, sodass man viel mehr Messungen nacheinander durchführen kann. Zum anderen kann man mit FuMO’s auch dann noch Schiffe orten, wenn man durch dichten Nebel oder in der Dunkelheit navigiert und es für die Wachmannschaft schwierig bis praktisch unmöglich war, ein feindliches Schiff oder Flugzeug zu entdecken. Somit konnte man sich auch gut vor feindlichen Luftangriffen in der Nacht schützen.
Natürlich haben Funkmessortungsgeräte auch Nachteile. Ein FuMO ortet seine Ziele, indem es das Radarsignal misst, welches vom anderen Objekt abgeprallt ist. Dies bedeutet aber auch, dass die Ziele selbst die Radarsignale messen können, und somit augenblicklich aufmerksam auf die Präsenz eines U-Bootes in ihrer Umgebung werden. Wenn ein U-Boot also den Standort anderer Schiffe mit seinem FuMO herausfinden will, gibt er automatisch auch seinen eigenen Standort preis (mehr dazu im Artikel zu Funkmessbeobachtungsgeräten). Dazu kommt noch das FuMO’s, rein durch die Natur, dass die Ortung mit elektromagnetischen Wellen funktioniert, Unterwasser nicht in der Lage waren Signale zu senden und zu messen. Sobald ein U-Boot abtauchte, war sein FuMO nutzlos. Jedoch war es für feindliche Schiffe und Flugzeuge nun auch nicht mehr möglich, die U-Boote mit Radar zu orten. Diese Nachteile führten dazu, dass die aktiven Radargeräte auf U-Booten nicht sehr oft zum Einsatz kamen.
Die Radartechnologie war für die U-Boote allgemein eher ein Fluch als ein Segen. Die aktiven Radars der Alliierten, welche diese auf Schiffen aber auch auf Flugzeugen installiert hatten, wurden zu einer grossen Gefahr für die U-Boote. Nun war es den feindlichen Flugzeugen auch in der Nacht möglich, die U-Boote zu orten und anzugreifen. Die Strategie der deutschen U-Boot-Kommandanten, in der Nacht aufzutauchen um geschützt von der Dunkelheit anzugreifen oder um die Batterien zu laden und Atemlufttanks zu füllen, funktionierte nun nicht mehr, da sie zu jeder Tageszeit mit einem Luftangriff rechnen mussten. Somit wurden die notwendigen Überwasserfahrten zu einer unumgänglichen Gefahr.
Die Funkmessortungsgeräte entwickelten sich vor allem, um den vom FuMO abgedeckten Bereich rund um das Boot zu vergrössern und die Messungen in Richtung und Entfernung genauer zu machen. Das Ziel war es, dem Feind, welcher selbst Radargeräte besass, immer einen Schritt voraus zu sein und selbst die besseren Geräte zu entwickeln.
FuMO 29 „Seetakt“

Die «Seetakt» war das erste Funkmessortungsgerät, welches die Kriegsmarine auf ihren Schiffen installierte. Es wurde in den 30er Jahren von Hans Erich Hollman und Hans-Karl von Willisen, den Gründern der GEMA, entwickelt. Da die GEMA noch bei der Entwicklung des Seetakts war und wenig Erfahrung mit der Serienproduktion hatte, wurde die Seetakt erst 1938 zum ersten Mal auf einem Panzerschiff, nämlich der «Admiral Graf Spee», installiert. Bei diesem Schiff konnte es mit einer Wellenlänge von 60 cm oder 500 MHz bis zu einer Entfernung von 25 km Ziele orten. Da dieses Funkmessortungsgerät für die Kriegsmarine aber auch für die GEMA keine hohe Priorität hatte, verzögerte sich die weitere Entwicklung.
Nach zwei gescheiterten Versuchen ein FuMO zu entwickeln, welches klein genug war, um auf einem U-Boot eingebaut zu werden, produzierte die GEMA eine Variante des Seetakts, welches klein genug war, um an dem Turmbau eines U-Boots montiert zu werden, nämlich das FuMO 29. Zwei horizontal angeordnete Reihen an Dipolantennen wurden vorne um die Krümmung am Turmbau installiert, mit welchen es einen Bereich von 60° um den Bug abdecken konnte, also ein eher kleiner Bereich. Da die Antennen am Turmbau der U-Boote viel tiefer waren als auf den Kriegsschiffen, wo die Seetakt sonst installiert wurde, konnten Ziele nur auf eine Entfernung von maximal 7 km geortet werden. Der Transmitter, um das FuMO zu bedienen, wurde direkt an der Leiter unter der Luke des Turmbaus platziert. Dieses unvorteilhafte Design hatte zur Folge, dass jedes Mal, wenn die Luke nach einem Tauchgang geöffnet wurde, der Transmitter mit Wasser geflutet wurde.
Dieses FuMO wurde insgesamt an drei Booten installiert. Der U156, U157 und U158. Allesamt U-Boote des Typs IX C. Diese Boote konnten aber mit dem Seetakt keine Erfolge erzielen. Im Jahr 1942 wurden die Antennen-Reihen mit einer einzelnen Antenne auf einem rotierbaren Mast ersetzt, womit man nun rund um das ganze Boot messen konnte. Der Mast wurde in einem kleinen Abteil an der Seite des Turmbaus verstaut. Später im Jahr 1942 wurde eine kleine Weiterentwicklung der rotierbaren Variante des FuMO 29, das FuMO 30 entwickelt. Es wurde nun ein Peiler hinzugefügt. Es hatte aber das Problem, dass es sehr leicht von Wasserbombenangriffen ausser Gefecht gesetzt werden konnte.
FuMO 61 „Hohentwiel U“
Das «Hohentwiel» war ein Funkmessortungsgerät, welches vor allem für den Einsatz bei der Luftwaffe entwickelt wurde. Es war dazu ausgelegt, dass Flugzeuge hiermit Schiffsziele aus weiter Entfernung orten konnten. Bei den Flugzeugen bestand das Hohentwiel aus drei Antennen. Eine zum Senden, eine zum Empfangen von links und eine zum Empfangen von rechts. Der Pilot musste dann manuell zwischen den Empfängern hin und her schalten und konnte so grob bestimmen, ob sich ein Ziel links, rechts oder geradeaus befand. Im Atlantik konnten so die Flugzeuge einen Konvoi aus bis zu 150 km Entfernung ausfindig machen.
Für die Kriegsmarine wurde eine Variante dieses FuMO’s entwickelt, welches vor allem auf U-Booten des Typs VII und IX zum Einsatz kamen. Man nannte diese Variante auch «Hohentwiel U». Bei einer Antennenhöhe von 8 m hatte die Hohentwiel U eine Reichweite von 8 – 10 km gegen Seeziele und eine Reichweite von 15 – 20 km gegen Luftziele in einer Höhe von 200 m. Hohentwiel U’s operierten mit einer Wellenlänge von 55 cm oder 550 MHz und waren für damalige Verhältnisse leicht zu unterhalten und recht zuverlässig. Mit ihren drehbaren Antennen konnten sie die Richtung eines Signals auf ca 3° und die Entfernung auf etwa 100 m genau messen. Das FuMO 61 war auch das Erste, welches die Messungen so anzeigte, wie wir es heute kennen. Nämlich mit einem Bildschirm, auf dem das Radarsignal kreisförmig umherwandert und die Messungen als Punkte anzeigt.
Allgemein erwies sich das FuMO 61 als sehr nützlich, vor allem bei der Navigation in Küstennähe. Das Hohentwiel U wurde weiterentwickelt und später kamen neuere Varianten wie z.B. das FuMO 65 «Hohentwiel U1», zum Teil auch auf Booten des Typs XXI, zum Einsatz.
FuMO 83 „Berlin U I“
Die Serie der «Berlin» FuMO’s, welche von Telefunken auf Basis eines britischen «centimetric» Radars gebaut wurde, operierte auf einer Wellenlänge von 9 cm oder 3330 MHz. Das britische Radar wurde in einem abgeschossenen Bomber gefunden, der am 3. Februar 1943 nähe Rotterdam abgestürzt ist. Diese Entdeckung war ein grosser Schock für die Deutschen, da sie bemerkten, dass sie meilenweit in der Entwicklung von Centimeterwellen-Funkmessortungsgeräten hinterher waren und sie die Entwicklung solcher FuMO’s sogar aufgaben im Glauben, dass diese sowieso ineffektiv wären. Das gefundene Radar wurde auf seine Leistung getestet und wurde bald unter dem Codenamen «Berlin» zu einem eigenen, leichteren und kleineren Modell entwickelt.
Das FuMO 83 bestand aus vier Keramik-Stummelantennen in einer Plastikkugel. Dieses FuMO wurde dann auf einem U-Boot installiert und erwies sich als sehr effektiv. Der Kommandant dieses Tests behauptete, man hätte eine Reichweite, als wäre man in einem Ballon in 200 m Höhe. Das FuMO 83 wurde an einen ausfahrbaren Mast befestigt, damit man es bei einer Tauchfahrt in einem Abteil des Turmaufbaus verstauen konnte.
Artikelspezifische Quellen:
U-Boat Radars – Technical pages – German U-boats of WWII – Kriegsmarine – Uboat.net. (o. D.). https://uboat.net/technical/radar.htm
Hollmann. (o. D.). Radar. http://www.radarworld.org/germany.html
Funkme Ortung. (o. D.). http://www.deutschesatlantikwallarchiv.de/radar/technik/fumo_1-5.htm

